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Schere Zange Gl​ü​ck

by APAATH

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  • Record/Vinyl + Digital Album

    Apaath – „Schere Zange Glück“

    Finden wir die Brutalität unserer Welt in den Abendnachrichten oder müssen wir dazu nur aus dem Fenster schauen? Apaath begegnen dieser Frage auf ihrem Debütalbum mit tiefschürfendem Biss. „Schere Zange Glück“ ist die scharfe Beschreibung menschlicher Entfremdung, die nicht in erster Linie auf große Systemkritik abzielt, sondern die kleinen und doch bedeutenden Zerwürfnisse unseres Alltags thematisiert. In überwältigendem und facettenreich inszeniertem Post-Hardcore vertont das Quartett aus Rügland pointiert alle Höhen und Tiefen seiner Geschichten, die in ihrer Direktheit manchmal auch die Absurdität unseres Daseins zur Schau stellen. Wer die Vertracktheit der späten Heisskalt und das Unmittelbare von Touché Amoré oder La Dispute schätzt, wird diese Band lieben.
    „Schere Zange Glück“ erweist sich auch deswegen als ein besonders vielfältiges Werk, weil seine Songs unter ganz unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind. Nehmen Apaath die erste Hälfte der Platte noch klassisch im Studio auf, entsteht der finale Abschnitt in der Abgeschiedenheit eines Ferienhauses im bayerischen 100-Seelen-Ort Enzendorf. Dort lässt die Gruppe ihre Kunst direkt aus dem Moment heraus entstehen und bringt es so fertig, innerhalb einer Woche vier Songs zu schreiben und diese jeweils noch am selben Tag aufzunehmen. So begegnet einem auf „Schere Zange Glück“ gleichsam sorgfältige Ausarbeitung wie unmittelbare Spontanität. Lang gereifte Gedanken treffen auf die Urgewalt des Impulsiven. Dass aus dieser ungestümen Mixtur schließlich ein in sich schlüssiges Werk entsteht, ist vor allem dem anschließenden, minutiösen Feinschliff der Band zu verdanken. Am Misch-Prozess ist dabei unter anderem Konstantin Cajkin von Kind Kaputt beteiligt.
    Bereits im Opener „Otto Patty“ setzen Apaath einen thematischen Grundstein, der das Ausgangsproblem für viele der Konflikte auf „Schere Zange Glück“ stellt. In einem verworrenen Tanz aus schnarrenden Bass-Melodien und wechselhaftem Sprechgesang beschreibt die Band die Vehemenz, mit der Menschen ihre gefühlte Wahrheit vor den Realitäten anderer verteidigen. Mit den Worten „Immer geradeaus/ der Nase nach/ jeden bedauern der was andres sagt“ bringt das Quartett diese Unnachgiebigkeit auf den Punkt und erzählt von dem tiefgreifenden Problem einer Streitkultur, die letztendlich nur zur Verhärtung der Fronten führt. Der Song mündet in einen unangenehm dissonanten Hardcore-Breakdown, der ganz ohne Worte den Schrecken menschlicher Kompromisslosigkeit darzustellen vermag.
    Angeleitet von dieser Prämisse spricht die Band im Laufe des Albums zahlreiche Situationen an, deren Konfliktpotential auf ganz unterschiedlichen Ebenen stattfindet. Im Song „Haare“ schildern Apaath mit ungewöhnlicher klanglicher Intimität das Ende einer Beziehung, die letztendlich an unterschiedlichen Lebensentwürfen gescheitert ist. Die Live-Session, die die Band dazu auf Youtube veröffentlicht hat, unterstreicht die besondere Nahbarkeit des Stücks. „31#B“ wiederum erzählt erdrückend, zu welchen Resultaten die von Apaath besprochenen Konflikte führen können. Der Song gewinnt in seinem musikalischen Verlauf stringent an Dramatik, während die Band die Geschichte eines Menschen beschreibt, der von seinem Umfeld unterdrückt wird und keinen anderen Ausweg als den Suizid sieht. Der Friede des ausleitenden Instrumentals ist trügerisch.
    Inmitten all dieser expliziten Darstellungen menschlicher Entfremdung gelingt es Apaath aber auch immer wieder, gesellschaftliche Probleme durch karikierende Überspitzung aufzuzeigen. Mit bezeichnender Eingängigkeit singt die Band so etwa in „Klingeltott“ über das Märchen einer perfekten Romanze und parodiert damit nicht nur die einseitige Darstellung der Liebe im Mainstream-Pop, sondern zeigt gleichzeitig auf, dass wir an dieser Vorstellung zerbrechen können. „Guaca“ wiederum beschreibt die Zubereitung einer Guacamole aus der Sicht der Avocado selbst und kommentiert im dazugehörigen Musikvideo die Verherrlichung der Frucht als Superfood, obwohl diese eigentlich für enormen Ressourcenverbrauch steht.
    „Schere Zange Glück“ ist in all seinen Facetten ein bedrückendes Werk, das durch seine Lupe auf menschliche Zusammenpralle vor allem deutlich macht, dass Liebe und ebenbürtige Kommunikation der wichtigste Eckpfeiler funktionierender Beziehungen sind. Während Musik und Hardcore sich zunehmend als Sprachrohr politischer Kämpfe verstehen, zeigen Apaath mit aller Deutlichkeit, dass die Probleme bereits im Kleinen beginnen. „Schere Zange Glück“ ist ein beeindruckend reifes Debütalbum, dessen Brutalität in der Alltäglichkeit liegt. Prägnantestes Sinnbild dafür, wie wenig wir diese Distanzen manchmal wahrnehmen, ist die Fliege auf dem Albumcover. Wenn schon die Ermordung eines Lebewesens für uns so trivial geworden ist, wo mag es dann noch überall alltägliche Grausamkeiten geben, die wir im Schein der Normalität gar nicht als solche wahrnehmen?

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1.
Otto Paetty 02:08
2.
FettArme 03:53
3.
Klingeltott 03:03
4.
Sofa 04:16
5.
31#B 05:09
6.
GUACA 02:44
7.
Klettern 04:18
8.
Haare 04:19
9.

about

Apaath – „Schere Zange Glück“

Finden wir die Brutalität unserer Welt in den Abendnachrichten oder müssen wir dazu nur aus dem Fenster schauen? Apaath begegnen dieser Frage auf ihrem Debütalbum mit tiefschürfendem Biss. „Schere Zange Glück“ ist die scharfe Beschreibung menschlicher Entfremdung, die nicht in erster Linie auf große Systemkritik abzielt, sondern die kleinen und doch bedeutenden Zerwürfnisse unseres Alltags thematisiert. In überwältigendem und facettenreich inszeniertem Post-Hardcore vertont das Quartett aus Rügland pointiert alle Höhen und Tiefen seiner Geschichten, die in ihrer Direktheit manchmal auch die Absurdität unseres Daseins zur Schau stellen. Wer die Vertracktheit der späten Heisskalt und das Unmittelbare von Touché Amoré oder La Dispute schätzt, wird diese Band lieben.
„Schere Zange Glück“ erweist sich auch deswegen als ein besonders vielfältiges Werk, weil seine Songs unter ganz unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind. Nehmen Apaath die erste Hälfte der Platte noch klassisch im Studio auf, entsteht der finale Abschnitt in der Abgeschiedenheit eines Ferienhauses im bayerischen 100-Seelen-Ort Enzendorf. Dort lässt die Gruppe ihre Kunst direkt aus dem Moment heraus entstehen und bringt es so fertig, innerhalb einer Woche vier Songs zu schreiben und diese jeweils noch am selben Tag aufzunehmen. So begegnet einem auf „Schere Zange Glück“ gleichsam sorgfältige Ausarbeitung wie unmittelbare Spontanität. Lang gereifte Gedanken treffen auf die Urgewalt des Impulsiven. Dass aus dieser ungestümen Mixtur schließlich ein in sich schlüssiges Werk entsteht, ist vor allem dem anschließenden, minutiösen Feinschliff der Band zu verdanken. Am Misch-Prozess ist dabei unter anderem Konstantin Cajkin von Kind Kaputt beteiligt.
Bereits im Opener „Otto Patty“ setzen Apaath einen thematischen Grundstein, der das Ausgangsproblem für viele der Konflikte auf „Schere Zange Glück“ stellt. In einem verworrenen Tanz aus schnarrenden Bass-Melodien und wechselhaftem Sprechgesang beschreibt die Band die Vehemenz, mit der Menschen ihre gefühlte Wahrheit vor den Realitäten anderer verteidigen. Mit den Worten „Immer geradeaus/ der Nase nach/ jeden bedauern der was andres sagt“ bringt das Quartett diese Unnachgiebigkeit auf den Punkt und erzählt von dem tiefgreifenden Problem einer Streitkultur, die letztendlich nur zur Verhärtung der Fronten führt. Der Song mündet in einen unangenehm dissonanten Hardcore-Breakdown, der ganz ohne Worte den Schrecken menschlicher Kompromisslosigkeit darzustellen vermag.
Angeleitet von dieser Prämisse spricht die Band im Laufe des Albums zahlreiche Situationen an, deren Konfliktpotential auf ganz unterschiedlichen Ebenen stattfindet. Im Song „Haare“ schildern Apaath mit ungewöhnlicher klanglicher Intimität das Ende einer Beziehung, die letztendlich an unterschiedlichen Lebensentwürfen gescheitert ist. Die Live-Session, die die Band dazu auf Youtube veröffentlicht hat, unterstreicht die besondere Nahbarkeit des Stücks. „31#B“ wiederum erzählt erdrückend, zu welchen Resultaten die von Apaath besprochenen Konflikte führen können. Der Song gewinnt in seinem musikalischen Verlauf stringent an Dramatik, während die Band die Geschichte eines Menschen beschreibt, der von seinem Umfeld unterdrückt wird und keinen anderen Ausweg als den Suizid sieht. Der Friede des ausleitenden Instrumentals ist trügerisch.
Inmitten all dieser expliziten Darstellungen menschlicher Entfremdung gelingt es Apaath aber auch immer wieder, gesellschaftliche Probleme durch karikierende Überspitzung aufzuzeigen. Mit bezeichnender Eingängigkeit singt die Band so etwa in „Klingeltott“ über das Märchen einer perfekten Romanze und parodiert damit nicht nur die einseitige Darstellung der Liebe im Mainstream-Pop, sondern zeigt gleichzeitig auf, dass wir an dieser Vorstellung zerbrechen können. „Guaca“ wiederum beschreibt die Zubereitung einer Guacamole aus der Sicht der Avocado selbst und kommentiert im dazugehörigen Musikvideo die Verherrlichung der Frucht als Superfood, obwohl diese eigentlich für enormen Ressourcenverbrauch steht.
„Schere Zange Glück“ ist in all seinen Facetten ein bedrückendes Werk, das durch seine Lupe auf menschliche Zusammenpralle vor allem deutlich macht, dass Liebe und ebenbürtige Kommunikation der wichtigste Eckpfeiler funktionierender Beziehungen sind. Während Musik und Hardcore sich zunehmend als Sprachrohr politischer Kämpfe verstehen, zeigen Apaath mit aller Deutlichkeit, dass die Probleme bereits im Kleinen beginnen. „Schere Zange Glück“ ist ein beeindruckend reifes Debütalbum, dessen Brutalität in der Alltäglichkeit liegt. Prägnantestes Sinnbild dafür, wie wenig wir diese Distanzen manchmal wahrnehmen, ist die Fliege auf dem Albumcover. Wenn schon die Ermordung eines Lebewesens für uns so trivial geworden ist, wo mag es dann noch überall alltägliche Grausamkeiten geben, die wir im Schein der Normalität gar nicht als solche wahrnehmen?

credits

released April 3, 2020

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APAATH Rügland, Germany

APAATH is an alternative band from Germany. Formed in 2016 and still active. If you want to see us live book us for your living room, cheers <3

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